Freitag, 5. September 2014

Jetzt schon fast 4 Wochen hier, Krankenhaus

Hi zusammen,

Ich hoffe euch geht es allen gut in Deutschland. Ich bin jetzt 3 eineinhalb Wochen hier in Atakpamé und so langsam stellt sich bei mir die Routine ein. Mir geht es gut, aber ich habe leider immer noch nicht richtig angefangen in meinem Projekt zu arbeiten :( Im Moment sind hier immer noch Schulferien und deswegen gibt es für uns Freiwillige wenig Aufgaben, die wir erledigen können. Der Ferienunterricht, den wir im Moment manchmal noch gemacht haben, ist leider seit heute beendet und dann gibt es für den nächsten Monat wirklich nur noch sehr wenige Aufgaben für uns.

Donnerstag vor 2 Wochen sind Anna und ich schließlich doch in die ersten 4 Dörfer gefahren und wurden dort der Dorfgemeinschaft vorgestellt. Es war endlich der erste Schritt, um mit der Arbeit in unserem Projekt ADICH zu beginnen. Der Ausflug war sehr interessant und ich habe das erste Mal das wirkliche Dorfleben in Afrika gesehen. Es ist sehr ähnlich dem, wie es in Deutschland immer dargestellt wird. Hier in Atakpamé, der viertgrößten Stadt Togos ist der Kontrast zu Deutschland schon deutlich, aber es ist bei weitem nicht vergleichbar mit dem Leben in den Dörfern. Man sieht dort zwar auch schon die einsetzende Modernisierung, trotzdem gibt es noch keinen Strom, kein fließend Wasser und sehr viele Strohhütten (oft hatte nur der Dorfchef oder die ganze Dorfgemeinschaft ein Steinhaus für Versammlungen oder feierliche Anlässe wie unsere Vorstellung). Ich möchte hier kein Klischeebild von Afrika vermitteln, aber in den Dörfern, die wir besichtigten, hatte ich den Eindruck, dass es genau diesem Klischee entspricht. Ich versuche mal ein paar Bilder von den letzten zwei Wochen hochzuladen, doch leider hat es schon das letzte Mal nicht funktioniert. Ich werde aber auch immer einige auf Facebook posten. Was mir bei unserem Ausflug richtig stark aufgefallen ist, das der soziale Status hier in Afrika von elementarer Bedeutung ist. Als Weißer hat man hier anscheinend automatisch einen sehr hohen sozialen Status, was ich nicht so gut finde. Z. B rufen einem fast alle Kinder und sogar manche Erwachsene in der Stadt oder auch auf dem Land das Wort „Yovo“ hinterher. Das heißt „Weißer“ auf der Landessprache Ewe. Es klingt jetzt wahrscheinlich lustig und nicht so dramatisch, aber auf Dauer wird es sehr anstrengend, wenn man immer darauf antworten muss. Auch bei unserem Besuch in den Dörfern kam ich mir sehr privilegiert und beobachtet vor. Wir preschten mit 4 Motorrädern und einer Delegation von 8 Leuten in jedes Dorf, bekamen einen Stuhl (die anderen Bewohner des Dorfes mussten auf einer Bank oder dem Boden sitzen) und wurden von dem ganzen Dorf wie Heilige begrüßt. Mir gefiel das überhaupt nicht, aber ich glaube, damit muss man hier klarkommen.

Was das Familienleben angeht und die Arbeit für YMCA in der Schule, die wir im Moment noch machen hat sich, wie schon erwähnt, eine Routine entwickelt. Ich stehe morgens auf, frühstücke zusammen mit Simon und mache mich dann zusammen mit ihm auf den Weg zur Arbeit. Ich habe im Moment noch das Glück für die nächsten Wochen, dass mich der Gastvater von Chelsea, der zweiten englischen Freiwilligen hier, Simon und mich jeden morgen mit dem Auto abholt und abends auch wieder nach Hause bringt. Auf der Arbeit haben wir keinen so richtigen Plan und machen immer so das, was gerade anfällt. Mal arbeiten wir in der Schule, mal planen wir unseren Tag selber. Was gut bzw. auch schlecht ist, ist das man hier super frei in der Gestaltung seines Tagesablaufes ist. So etwas wie Planung oder ein geordneter Tagesablauf existieren hier nicht. Erst war ich davon sehr genervt und dachte so kann das auf keinen Fall weiter gehen, aber mit der Zeit lernt man zu improvisieren und löst sich von diesem komplett durchgeplanten Tag!

Was mir hier nach 3 ein halb Wochen wirklich fehlt ist das gute, gewohnte Essen. Mal so ein Hamburger oder so ein Döner, das fehlt mir hier im Moment am meisten. Das Essen hier ( la pate, fofo, Reis, Fisch und Fleisch) schmeckt zwar gut, kennt aber nicht so viel Abwechslung. Pizza, Pommes und Hamburger sind hier leider fast überhaupt nicht bekannt. Auch so ein schönes reichhaltiges Frühstück fehlt mir :D An Mayonnaise zum Frühstück konnte ich mich immer noch nicht gewöhnen, zu mal ich nicht weiß wie alt diese ist.

Letzte Woche Freitag sind wir dann alle zusammen in zwei weitere Dörfer (Becon, Talo) aufgebrochen, um auch dort der Dorfgemeinschaft vorgestellt zu werden, damit wir auch dort bald mit unsere Arbeit ( Alphabetisierung, Unterstützung der Frauen Gruppierungen) beginnen können. Der Tag darauf stand dann ganz im Namen von Carlas 19. Geb. Simon und ich gingen morgens früh auf den Markt hinter unserem Haus (der größte Markt hier in der Umgebung) und kauften als Geschenk für Carla eine Ente. Carla freute sich riesig und so lebt nun eine Ente namens Duck Norris in ihrem Garten. Am Abend feierten wir dann zusammen mit den togolesischen Freiwilligen bei ihrer Gastfamilie zuhause und gingen danach noch in eine Bar/Club. So langsam lerne ich einige afrikanische Tänze :D.

Sonntag hatte Richard (der Supervisior der englischen Freiwilligen hier) ein Fußballspiel organisiert, richtig mit gegnerischem Team und Schiedsrichter. Mir ist es sogar gelungen das Siegtor zu schießen :) danach gingen wir noch in eine Bar und mir ging es richtig gut doch das sollte nicht so bleiben...

Denn ab Montag Mittag ging es mir richtig richtig schlecht. Ich hatte Fieber, Schwindel, Bauch- und Kopfschmerzen und hatte sogar so das Gefühl ohnmächtig zu werden. Da wir den Verdacht hatten das es sich um Malaria handelte, fuhren Anna, ein Togolese und ich ins Krankenhaus. Dort blieb ich dann auch den ganzen Tag, aber nach einigen Infusionen ging es mir am Abend schon wieder besser und ich konnte die Nacht zu Hause verbringen. Die folgenden Tage musste ich allerdings wieder ins Krankenhaus um weitere Infusionen und die Ergebnisse der Analyse zu erhalten. Es handelte sich Gott sei Dank nicht um Malaria, sondern „nur“ um eine Lebensmittelvergiftung wahrscheinlich von schlechtem Fisch am Sonntagabend.

Gestern waren wir schließlich das erste Mal alle zusammen in einem Dorf um uns das Alphabetisierungsprogramm anzuschauen, aber da die Leute in dem Dorf gar nichts von unserer Ankunft wussten konnten wir uns leider nichts anschauen und auch nicht anfangen mit den Frauen zu arbeiten. Auf dem Rückweg wurden wir dann von einem heftigen Regenschauer überrascht. Das ist wirklich krass hier: Es fängt innerhalb von Sekunden an wie aus Eimern zu schütten, kann dann aber auch genauso abrupt wieder stoppen.

Mir geht es jetzt jedenfalls wieder einigermaßen gut, ich werde mich wohl dieses Wochenende ein bisschen schonen. Am Dienstag, den 09.09 fahren wir dann nach Lomé, die Hauptstadt, um uns am 10.09 das Fußballspiel Ghana:Togo anzuschauen. Darauf freue ich mich schon riesig :D

Ich hoffe euch geht es allen gut, freue mich immer wenn ich hier Neuigkeiten aus Deutschland höre :).

Bis bald


Darius

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