Montag, 6. Oktober 2014

Zurück aus Lomé

Hi zusammen,

Seit dem letzten richtigen Eintrag sind nun schon wieder fast 2 Wochen vergangen und mit dem Schulanfang vergangene Woche, haben wir auch einige neue Aufgaben und Arbeitsaufträge erhalten. Generell hat sich unser Arbeitsfeld ein bisschen verändert: Anna und ich sollen jetzt vermehrt mit ADICH, unserer eigentlichen Organisation arbeiten. Diese hat auch schon einige sinnvolle neue Tätigkeitsfelder für uns entdeckt oder Aufgaben, die sich bewährt haben, aus dem Programm der Freiwilligen des letzten Jahres übernommen. Leider ist es uns bis jetzt noch nicht gelungen ein funktionierendes Wochenprogramm zu erstellen, sodass uns bis jetzt nur die Ideen bleiben.

Deswegen arbeite ich zur Zeit immer noch sehr viel in Atakpamé mit dem YMCA zusammen, doch auch dort haben sich einige Sachen mit dem Schulanfang verändert. Wir sollen jetzt z. B. die bald ankommenden neuen englischen Freiwilligen in ihre Arbeit einweisen. Mein jetziger Wochenplan sieht wie folgt aus:

Montag: Wochengebet und Reflexion der vergangenen Woche, unterschiedliche Arbeiten beim YMCA

Dienstag: Morgens bleibe ich eigentlich zu Hause und erledige von dort einige Aufgaben wie z. B. Unterrichtsvorbereitung, nachmittags laufen Anna und ich dann in ein Dorf namens Talo und arbeiten dort mit der lokalen Alphabetisierungsgruppe für Frauen zusammen

Mittwoch: Mittwochs arbeite ich wieder ganz normal mit dem YMCA zusammen

Donnerstag: Donnerstags ist von unserer Organisation eigentlich eine Alphabetisierungsgruppe in Klala geplant, diese hat bis jetzt aber noch überhaupt nicht funktioniert

Freitag: Bin ich wieder beim YMCA.

Wie ihr seht arbeite ich sehr viel mit dem YMCA zusammen und erst sehr wenig mit meiner eigentlichen Organisation ADICH.

Was gibt es sonst noch neues aus Togo: Also wir sind vorgestern von einem Kurztrip nach Lomé zurück gekommen, den wir wegen einer Einladung der deutschen Botschaft gemacht haben. Der Grund dieser Einladung war der deutsche Nationalfeiertag, der mit allen sich in Togo befindenden Deutschen gefeiert werden sollte. Wir waren insgesamt zwar nur zwei Tage in der Hauptstadt, aber es ist trotzdem unglaublich viel in dieser kurzen Zeit passiert.

Die Einladung in die deutsche Botschaft war natürlich eine große Ehre für uns Freiwillige und so stand unser Entschluss diese wahr zu nehmen auch recht schnell fest. Eigentlich war geplant, mit allen Freiwilligen aus Atakpamé diese Reise anzutreten und dann in Lomé Lorenz, den einzigen Freiwilligen unserer Organisation der in Kpalimé untergebracht ist, zu treffen. Aber leider sind Lukas und Leah kurzfristig erkrankt und konnten somit nicht mitkommen. Auch die Hinfahrt hat sich dann sehr spontan gestaltet (eigentlich ist hier in Togo aber fast alles spontan, somit war das nicht sehr verwunderlich). Um 9 Uhr am Abend vor unserer Abfahrt, hatte unser eingeplanter Taxifahrer sich noch nicht gemeldet und so beschlossen wir uns einen anderen Fahrer zu organisieren. Das deswegen unsere Abfahrt am nächsten Morgen früher als geplant sein könnte, war mir von Anfang an klar. Als dann aber um 4:00 in der Nacht mein Handy klingelte und Anna mir mitteilte das sie gleich da wären, war ich doch etwas unvorbereitet :D

Bis auf diese etwas überhastete Abfahrt gestaltete die Fahrt sich aber sehr angenehm. Einen entscheidenden Vorteil hatte das frühe Verlassen Atakpamés auch, nämlich das wir gegen 8 Uhr gemütlich in Lomé frühstücken konnten. Dieses Mal hatten wir ein anderes Hotel ausgesucht, welches günstiger und dennoch besser als das Hotel war, welches wir letztes mal buchten. Nach ziemlich viel hin und her und mit einiger organisatorischer Hilfe aus Atakpamé durch Lukas Gastvater, haben wir dann auch fast die Zimmer bekommen die wir eigentlich haben wollten: zwei sehr günstige und ein etwas teureres Zimmer. Den ganzen Freitag über sind wir dann zusammen mit einem Studenten aus Lomé durch die unterschiedlichen Viertel von Togos Hauptstadt gelaufen und haben einige sehr interessante Orte entdeckt. Wir haben jedoch aufgepasst uns nicht zu sehr zu verausgaben, weil am Abend ja noch der Empfang in der Botschaft anstand. Lorenz und ein weiterer deutscher Freiwilliger,Moritz, sind vor unserem Aufbruch aus dem Hotel noch zu uns gestoßen. Leider hatte es begonnen zu regnen, deswegen blieb uns nichts anderes übrig als ein Taxi zu nehmen.

Sehr lustiges Detail: auf dem Weg zur Botschaft sind wir hinter einem alten deutschen Auto mit Schalke04 Aufkleber gefahren. Das fällt mir hier in Togo sowieso sehr deutlich auf: Es gibt unwahrscheinlich viele Sachen, die ursprünglich mal aus Deutschland kamen. Man sieht während einer Fahrt durch Lomé oder auch Atakpamé immer wieder Autos mit deutschen Werbesprüchen, Menschen mit Trainingsjacken aus deutschen Dorfvereinen oder Leute, die ein Abschluss-T-Shirt von einem Mädcheninternat tragen. Generell ist es sehr auffällig, dass man als Deutscher extrem nett behandelt wird. Die Deutschen genießen hier in Togo, wegen der Kolonialvergangenheit ein sehr hohes Ansehen, werden fast schon vergöttert. Die Franzosen hingegen, werden im allgemeinen eher gehasst. Das hier weit verbreitete falsche Bild stellt die deutsche als große Bauherren und Vorbilder für alle Togolesen dar. Das meiste Nützliche so heißt es, käme aus der deutschen Vergangenheit. Die Franzosen hätten dagegen, während ihrer Besatzung, nur gefaulenzt.

Naja zurück zu unserem Ausflug in die deutsche Botschaft. Wie zu erwarten und angekündigt war, wurde uns ein super Empfang mit üppigem Buffet und ausreichend Getränken bereitet. Das einzige Manko war, dass nach ungefähr 2 Stunden das Bier zu Ende war und man sich "nur" noch Sekt, Wein oder Softdrinks bestellen konnte. Aber für uns war dieses Buffet mit "zünftigem deutschem Essen", wie es so schön in der Einladung hieß, ein Genus. Nach dem Essen, gab es noch eine Filmvorführung mit einem Film über die Ereignisse im Oktober 1989 in den deutschen Botschaften in Warschau und Prag. Die Dokumentation war sehr interessant, aber noch viel interessanter war unser anschließendes Gespräch mit dem deutschen Botschafter, der die meisten Personen, die mit der deutschen Wiedervereinigung etwas zu tun hatten, persönlich kannte. Er selbst hätte sich damals melden können um einen Zug aus Ostdeutschland Richtung Westdeutschland zu begleiten. Zwei Dinge die dieses Gespräch zusätzlich noch versüßten, waren der unglaublich leckere Schokoladenkuchen und der Obstsalat. Das klingt jetzt vielleicht trivial, aber wenn man 2 Monate auf solche Köstlichkeiten verzichten musste, dann schmecken diese einfach göttlich.

Den Abend haben wir dann noch in einer Reggae-Bar ausklingen lassen, wobei mich diese nicht so wirklich überzeugen konnte. Ich wäre lieber in einen richtigen Club gegangen, aber die vielen anderen Freiwilligen die auch bei dem Empfang dabei waren, ließen sich davon nicht überzeugen.

Am nächsten Morgen haben wir erst einmal ausgeschlafen und danach einen ausgiebigen zweiten Rundgang durch Lomé gemacht. Nach diesen insgesamt zwei Trips, die wir bis jetzt in die Hauptstadt gemacht haben, fühle ich mich dort schon fast heimisch. Auch wenn es nur eine sehr kurze Zeit war, die wir dieses Mal in Lomé verbracht haben, habe ich doch sehr viele schöne Eindrücke und Erfahrungen mitgenommen. Dementsprechend platt war ich dann auch am Samstagabend und sogar noch am Sonntag morgen :D

In den Wochen vor unserem Trip ist eigentlich nicht viel spannendes passiert, außer dass ich hier einmal in die Kirche gegangen bin und mich jetzt sehr gut mit dem Jungen verstehe, der neben mir eingezogen ist. Dieser Junge heißt William, macht ein einmonatiges Praktikum hier in Lomé, ist aber eigentlich Student und gehört irgendwie auch zu unserer Familie. Mit ihm und einem weiteren Jungen, namens Bernard, bin ich dann auch in die Kirche gegangen. Diese hat mich aber tief enttäuscht. Es gab keinen Priester und die Predigt kam aus einem Lautsprecher. Außerdem waren einige Leute mehr mit ihrem Handy beschäftigt als mit dem Beten. Das muss ich nicht noch einmal haben.

Ein weiteres interessantes Ereignis war die Austeilung von Schulmaterialien und die damit verknüpfte Ehrung der besten Schüler des vergangenen Jahres. Die ganze Zeremonie wurde von meiner Organisation ADICH organisiert, aber die kompletten Gelder für die Materialien und das Schulgeld der Kinder, wurden vom Lycée francais aus Düsseldorf gespendet. Es war ganz interessant sich die Zeremonie anzuschauen, aber eigentlich hatten wir keine richtige Aufgaben.

So, übermorgen geht es für uns schon wieder los nach Bagbe, wo wir dann die neuen englischen Freiwilligen treffen werden und anfangen mit diesen zu arbeiten. Ich hoffe euch in Deutschland geht es gut. Ich werde die Tage auch noch ein paar Fotos hochladen.

Bis bald,

Darius

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