Hi zusammen,
lange lange ist es her, dass ich mich
das letzte Mal bei euch gemeldet habe. Jetzt endlich habe ich mal
wieder die Zeit und auch die Lust gefunden mich hinzusetzen und die
letzten 2 Monate Revue passieren zu lassen. Seit unserer Reise in den
Norden Togos Anfang dieses Jahres ist wirklich viel passiert!
Direkt am Anschluss an unsere
Togoreise, stand die Reise Richtung Ghana an, weil dort unser
Zwischenseminar stattfand. Seitdem wir (Lukas, Anna, Carla und ich)
hier in Togo vor 6 Monaten ankamen, war es unserer Plan dieses mit
einer umfangreichen Ghanareise zu verbinden. Gesagt getan. Außerdem
schlossen sich auch Leah und Jaqueline, die beiden weiteren
Freiwilligen des Eine-Welt Netzes, die wie wir auch in Atakpamé
wohnen und natürlich auch zum Zwischenseminar nach Ghana mussten,
an.
Am 25.01.2015, einem Mittwochmorgen,
ging es also für uns sechs auf große Reise. Da wir dieses Mal
wussten, dass es ohne Visum keinen Einlass nach Ghana geben würde,
konnten wir nicht wie vorher bei unserer Reise nach Benin einfach
drauf los fahren und an der Grenze mal schauen was sich so ergibt.
Deswegen war unsere erste Station Lomé, wo wir versuchten das Visum
bei der ghanaischen Botschaft zu beantragen. Die ganze Aktion ging
gründlich in die Hose, sodass wir nach 3 Tagen Lomé Aufenthalt, 3
Botschaftsbesuchen und einem Besuch an der togoisch/ghanaischen
Grenze ( bei dem wir faktisch schon in Ghana waren), immer noch ohne
Visum dastanden. Das Problem war nämlich, dass seit dem Jahr 2015,
keine Visa mehr an Durchreisende ohne offizielle togoische
Aufenthaltsgenehmigung („die Carte de séjour“) erteilt werden.
Da wir immer nur ein Touristenvisum beantragen, blieb das offizielle
Visum uns also verwehrt und wir mussten dieses an der Grenze machen
lassen. Das Problem dort war leider der Preis. Zwei Wochen Aufenthalt
in Ghana haben uns dann schlappe 150$ gekostet! Das Geld wird uns
zwar von der Organisation zurück erstattet, es war leider trotzdem
unglaublich viel Ärger und wir waren alle sehr erleichtert als wir
endlich dieses blöde Visum in der Tasche hatten. Eine gute Sache
hatte unser zwangsmäßig verlängerte Lomé Aufenthalt dennoch: Ich
habe endlich das Haus meines Gastvaters in Lomé kennengelernt und
ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt. Um die paar Tage
günstiger zu gestalten hatten wir sechs und entschieden anstatt
weiter in einem Hotel zu wohnen, doch in das Haus meines Gastvaters
umzuziehen. Als wir dann dort ankamen musste ich das Wort „Haus“
erst einmal revidieren. Es handelt sich dabei mehr um eine Villa als
um ein Haus und auch ohne Strom ließ es sich dort sehr gut
aushalten. Ich konnte zudem auch noch Mawuko, einen sehr netten
jungen Mann, der im Moment das Haus bewohnt, kennenlernen. Ein
weiterer sehr netter Kontakt, den ich während der Reise geknüpft
habe war mit Naim. Dieser entstand, als wir das erste Mal ziemlich
verloren an der Grenze standen und von den total unfreundlichen,
unsympathischen, selbstgefälligen ghanaischen Grenzern keine Hilfe
erwarten konnten. Ich bin dann irgendwie mit einem jungen, sehr
hilfsbereiten, togoischen Grenzer ins Gespräch gekommen. Naim. Als
wir dann Tage später tatsächlich über die Grenze wollten, haben
wir einfach Naim angerufen und dieser hat uns noch vor der
eigentlichen Öffnung der Grenze hindurch geschleust. Da war wieder
der uns sehr gut bekannte „Yovo-Bonus“ („Yovo“ ist das Wort
für Weißer in Ewe). Trotzdem eine sehr coole Erfahrung.
Jetzt also angekommen in Ghana! Total
happy, ziemlich verwirrt und mega gespannt. Das waren, glaube ich
unsere ersten Empfindungen hinter der Grenze. Es war wirklich
komisch, nach so einer langen Zeit über eine Grenze zu gehen und auf
einmal ist alles auf Englisch. Die Anweisungen, die Werbung und die
Gespräche der Leute. Dazu kam auch noch das man dort keine CFA
sondern Ghanaische Shedi als Währung benutzt. Unser erstes Ziel war
es also eine Bank zu finden und Geld abzuheben. Dies gestalte sich
schon äußerst schwierig und erst nach einem 30 minütigen
Spaziergang durch die nicht besonders attraktive Grenzstadt Afalo
erreichten wir unser Ziel. Dann noch schnell ein TroTro (ghanaisches
Wort für Minibus) Richtung Accra gesucht und auf ging's Richtung
Metropole.
Dort angekommen waren wir alle erst
einmal ziemlich hilflos und verloren. Das von uns ausgewählte Hotel
zu finden war total schwierig. Erst nach einer TroTro- Tour durch
gefühlt ganz Accra und unzähligen Erkundigungen bei anderen
Personen, war es möglich das „Rising Phoenix“ aufzuspüren. Dazu
kam die ganze Zeit noch das „Fremd sein“ ( ja wir waren nicht
mehr in unserm kleinen, vertrauten, süßen, verschlafenen Togo)
Das Rising Phoenix liegt wunderschön
direkt am Strand und ist dazu auch noch echt günstig. Da fiel der
etwas heruntergekommene Zustand überhaupt nicht auf. Ganz im
Gegenteil, ich fand dieses etwas Verwahrloste machte gerade den Charme des Ortes aus. Neben bekifften Rastas, durchgeknallten Engländern
und dem netten Hotelpersonal erholten wir uns also von der
anstrengenden Reise. Man muss dazu sagen, dass wir morgens schon um
5:30 an der Grenze standen um wirklich den ganzen Tag in Ghana noch
nutzen zu können. Dementsprechend entkräftet kamen wir am
Nachmittag im Rising Phoenix an.
Jaqueline, eine Freiwillige unserer
Organisation aus Ghana, ist dann im Hotel zu uns gestoßen, weil sie
auch gerne mit uns zusammen durch Ghana reisen wollte. Sie entpuppte
sich dann als super Reiseführerin und führte uns durch so manche
Schwierigkeit. Allein das sie sich einigermaßen gut in Accra
auskannte, war für uns schon eine Riesenhilfe. Und so zeigte sie uns
gleich mal an unserem ersten Abend in Ghana das Nachtleben Accras.
Die Hauptstadt Ghanas empfand ich als
unglaublich anstrengend und laut, aber auch als sehr weltoffen und
modern. Lomé ist schon chaotisch und mit keiner europäischen Stadt
zu vergleichen, aber leider immer noch nichts im Vergleich zu Accra!
Andererseits bot sich uns dort endlich mal wieder die Möglichkeit,
sich etwas europäischer, westlicher zu verhalten und zu ernähren.
Wenn man seit 6 Monaten in keinem richtigen Geschäft, geschweige
denn in einer Mall war, ist das erste Mal wieder etwas ganz
besonderes. Wie gesagt ich war nicht der größte Fan Accras, aber
für ein paar Tage war es gut auszuhalten.
Ich bin dann ja auch mit den Anderen
bereits nach 3 Tagen weiter gereist. Für uns alle war die Richtung
klar: Busua Beach! Von diesem Strand hatten wir nur Gutes gehört,
vor allem von Lorenz, einem weiteren Freiwilligen des Eine Welt
Netzes, den wir noch in Lomé in der ghanaischen Botschaft getroffen
hatten. Wir wollten diese Reise ( ungefähr 300km würde ich sagen)
in einem Tag bewältigen, was hier in Afrika gar nicht so einfach
ist. Da die Straßen in Ghana aber deutlich besser ausgebaut sind,
als in Togo, und man sogar asphaltierte Straßen in den kleinsten
Dörfern findet ( zumindest im Süden), haben wir das locker
geschafft. Natürlich haben wir während der Reise noch einen
ausführlichen Zwischenstopp in Cape Coast gemacht, um die erste
Sklavenfestung Westafrikas zu besichtigen. Erbaut im 17 Jhd., soweit
ich mich richtig erinnere, und in den folgenden Jahrhunderten von
Europäischer Großmacht zu europäischer Großmacht weitergereicht,
hinterließ dieses Gebäude einen bleibenden, negativen Eindruck bei
unserer ganzen Gruppe. Heute schön restauriert, machte es am Anfang
keinen so angsteinflößenden Eindruck auf mich, diesen musste ich
aber nach der sehr guten Führung wieder revidieren. Es haben sich
dort über Jahrhunderte mit die schrecklichsten Verbrechen der
Menschheitsgeschichte abgespielt. Was mich wirklich positiv
überrascht hat war, wie gut diese Erinnerung für die Nachwelt
dokumentiert und veranschaulicht wird. Ich habe dort auch das erste
Museum hier in Afrika besichtigt.
Nach einem Aufenthalt von ungefähr
vier Stunden sind wir dann weiter Richtung Westen und kamen
schließlich abends, im Dunkeln, sehr erschöpft und nachdem wir mit
gefühlten 30 TroTros gefahren waren, in Busua Beach an. Schnell in
ein sehr günstiges Beach Resort eingecheckt (zum Glück hat uns ein
alter Engländer, der selber dort Gast war, die Schlüssel
ausgehändigt, die Belegschaft war schon zu Hause) und dann ins vllt.
10 Meter entfernte Meer. Eine Runde nachts schwimmen :D Richtig
hammer!
Hab dann am nächsten Tag leider direkt
meine Gopro im Meer verloren, was meine Stimmung die folgenden Tage
deutlich senken ließ. Nichts desto trotz waren die Strände in und
um Busua herum, die bisher schönsten und unberührtesten Strände,
die ich in meinem Leben je gesehen habe. Ich bin zusammen mit Lukas
und Leah während unseres 3 tägigen Aufenthaltes zwei Tage lang
surfen gegangen. War richtig nice und hat mir super viel Spaß
gemacht. Die anderen haben es auch versucht, hatten dann am zweiten
Tag aber keine Lust mehr. Den zweiten Tag haben wir uns unsere Boards
ausgeliehen und sind mit einem Amerikaner, der schon seit 22 Jahren
in Ghana lebt, und zwei Franzosen, die eine Afrika-Backpack Reise
machen und mir wirklich imponiert haben, zu einem richtig schönen
Strand gefahren: Cape Three Point. Die Wellen waren unglaublich groß,
die Fahrt mit auf geschnallten Boards, auf der Ladefläche eines
Pick-Ups sehr ereignisreich und die beiden Franzosen super
unterhaltsam. Somit ein echt perfekter Tagesausflug. Sollte ich je
wieder nach Ghana kommen, weiß ich jetzt schon was bei meinen Zielen
auf keinen Fall fehlen darf :D
Nach den drei Tagen Busua sind wir
direkt nach Krokobite, in der Nähe von Accra, gefahren und haben
dort unserer fünf tägiges Zwischenseminar besucht. Mir hat es gut
gefallen und man konnte sich endlich mit all den anderen Freiwilligen
der Region über die erlebten Erfahrungen austauschen. Danach ging es
für uns schon wieder zurück nach Togo und nach einem kleinen Stopp
aufgrund der Verlängerung unseres Visas für Togo, zurück nach
Atakpamé.
Bin also seit ungefähr einem Monat
wieder in Atakpamé. Natürlich plane ich noch weitere Reisen,
konzentriere mich im Moment aber erst einmal wieder auf meine Arbeit.
Vor zwei Wochen war noch ein Deutscher für zwei Wochen bei uns und
hat dort neben mir gewohnt. Mit ihm habe ich mich echt gut verstanden
und wir haben extrem viel Party in den zwei Wochen gemacht :D So viel
zu mehr auf die Arbeit konzentrieren.
Ich hoffe der Bericht ist jetzt nicht
allzu lang geworden und ihr habt mit dem Lesen bis hierhin
durchgehalten. Ich wünsche euch alles Gute in Deutschland und in
fünf Monaten sehen wir uns ja auch schon wieder.
Liebe Grüße,
Darius
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| Unsere Gruppe in Krokobite während des Zwischenseminars. (v.l.n.r. Lukas, Ich, Ruth, Leah, Kingsley, Alex, Carla, Gifty, Jaqueline, Tobi, Lisa, Henry, Lorenz, Jaqueline, es fehlt Anna) |
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| Ankunft in Ghana! :D |
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| Unser erstes Hotel, das bei Backpackern sehr beliebte "Rising Phoenix". Hat mir persönlich echt gut gefallen, auch wenn im Internet häufig stand, dass dort angeblich geklaut werden soll. Ist uns zum Glück nicht passiert. Direkt am Meer gelegen echt zu empfehlen. |
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| Unser erstes Abendessen auf ghanaischem Boden. Sehr westlich Reis und Spaghetti aus Plastikschalen. Sind danach noch nach Accra City rein. War ein sehr interessanter Abend. |
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| Das beeindruckende und Angst einflößende "Cape Coast Castle". Hier begann der Sklavenhandel aus Westafrika. Heute ein Museum. |
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| Die "Door of No Return". Ziemlich bedrückend, wenn man in unserer heutigen durch diese hindurch schreitet und weiß die Sklaven vor 300 Jahren sind nie wieder in ihre Heimat zurück gekehrt :( |
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| Busua Beach: Schöner Strand, der auch fast die ganze Zeit über menschenleer war. Habe dort sehr cool mit ein paar kleinen Kindern gekickt. |
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| Meine ersten Schritte beim Wellenreiten. Windsurfen konnte ich zwar schon ein bisschen, aber das ist ja nochmal etwas ganz anderes. |
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| DER Strand auf unserer Reise. Boards aufs Dach eines Pick-Ups und dann nichts wie hin dort, war die Devise für uns. |
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| Unser chiller Freund aus den USA. Dwade. |
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| Unser "Cape Three Point Team"! War einfach ein geiler Tag. Wie es war mit Leuten aus vier unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Amerika, Frankreich und Bulgarien) an so einem Traumstrand surfen zu gehen, werde ich wohl nie vergessen :D |
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| Die traumhafte Lodge am Cape Three Point. Auf jeden Fall als Hotel total empfehlenswert, auch wenn wir selber nicht dort übernachtet haben. |
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| Leider hatte ich nach dem Surfen eine Wunde an der Stirn, weil mich das Surfbrett dort komplett erwischt hat. |