Dienstag, 3. März 2015

Endlich mal wieder neues aus Togo :D

Hi zusammen,

lange lange ist es her, dass ich mich das letzte Mal bei euch gemeldet habe. Jetzt endlich habe ich mal wieder die Zeit und auch die Lust gefunden mich hinzusetzen und die letzten 2 Monate Revue passieren zu lassen. Seit unserer Reise in den Norden Togos Anfang dieses Jahres ist wirklich viel passiert!

Direkt am Anschluss an unsere Togoreise, stand die Reise Richtung Ghana an, weil dort unser Zwischenseminar stattfand. Seitdem wir (Lukas, Anna, Carla und ich) hier in Togo vor 6 Monaten ankamen, war es unserer Plan dieses mit einer umfangreichen Ghanareise zu verbinden. Gesagt getan. Außerdem schlossen sich auch Leah und Jaqueline, die beiden weiteren Freiwilligen des Eine-Welt Netzes, die wie wir auch in Atakpamé wohnen und natürlich auch zum Zwischenseminar nach Ghana mussten, an.

Am 25.01.2015, einem Mittwochmorgen, ging es also für uns sechs auf große Reise. Da wir dieses Mal wussten, dass es ohne Visum keinen Einlass nach Ghana geben würde, konnten wir nicht wie vorher bei unserer Reise nach Benin einfach drauf los fahren und an der Grenze mal schauen was sich so ergibt. Deswegen war unsere erste Station Lomé, wo wir versuchten das Visum bei der ghanaischen Botschaft zu beantragen. Die ganze Aktion ging gründlich in die Hose, sodass wir nach 3 Tagen Lomé Aufenthalt, 3 Botschaftsbesuchen und einem Besuch an der togoisch/ghanaischen Grenze ( bei dem wir faktisch schon in Ghana waren), immer noch ohne Visum dastanden. Das Problem war nämlich, dass seit dem Jahr 2015, keine Visa mehr an Durchreisende ohne offizielle togoische Aufenthaltsgenehmigung („die Carte de séjour“) erteilt werden. Da wir immer nur ein Touristenvisum beantragen, blieb das offizielle Visum uns also verwehrt und wir mussten dieses an der Grenze machen lassen. Das Problem dort war leider der Preis. Zwei Wochen Aufenthalt in Ghana haben uns dann schlappe 150$ gekostet! Das Geld wird uns zwar von der Organisation zurück erstattet, es war leider trotzdem unglaublich viel Ärger und wir waren alle sehr erleichtert als wir endlich dieses blöde Visum in der Tasche hatten. Eine gute Sache hatte unser zwangsmäßig verlängerte Lomé Aufenthalt dennoch: Ich habe endlich das Haus meines Gastvaters in Lomé kennengelernt und ich muss sagen, ich war schwer beeindruckt. Um die paar Tage günstiger zu gestalten hatten wir sechs und entschieden anstatt weiter in einem Hotel zu wohnen, doch in das Haus meines Gastvaters umzuziehen. Als wir dann dort ankamen musste ich das Wort „Haus“ erst einmal revidieren. Es handelt sich dabei mehr um eine Villa als um ein Haus und auch ohne Strom ließ es sich dort sehr gut aushalten. Ich konnte zudem auch noch Mawuko, einen sehr netten jungen Mann, der im Moment das Haus bewohnt, kennenlernen. Ein weiterer sehr netter Kontakt, den ich während der Reise geknüpft habe war mit Naim. Dieser entstand, als wir das erste Mal ziemlich verloren an der Grenze standen und von den total unfreundlichen, unsympathischen, selbstgefälligen ghanaischen Grenzern keine Hilfe erwarten konnten. Ich bin dann irgendwie mit einem jungen, sehr hilfsbereiten, togoischen Grenzer ins Gespräch gekommen. Naim. Als wir dann Tage später tatsächlich über die Grenze wollten, haben wir einfach Naim angerufen und dieser hat uns noch vor der eigentlichen Öffnung der Grenze hindurch geschleust. Da war wieder der uns sehr gut bekannte „Yovo-Bonus“ („Yovo“ ist das Wort für Weißer in Ewe). Trotzdem eine sehr coole Erfahrung.

Jetzt also angekommen in Ghana! Total happy, ziemlich verwirrt und mega gespannt. Das waren, glaube ich unsere ersten Empfindungen hinter der Grenze. Es war wirklich komisch, nach so einer langen Zeit über eine Grenze zu gehen und auf einmal ist alles auf Englisch. Die Anweisungen, die Werbung und die Gespräche der Leute. Dazu kam auch noch das man dort keine CFA sondern Ghanaische Shedi als Währung benutzt. Unser erstes Ziel war es also eine Bank zu finden und Geld abzuheben. Dies gestalte sich schon äußerst schwierig und erst nach einem 30 minütigen Spaziergang durch die nicht besonders attraktive Grenzstadt Afalo erreichten wir unser Ziel. Dann noch schnell ein TroTro (ghanaisches Wort für Minibus) Richtung Accra gesucht und auf ging's Richtung Metropole.

Dort angekommen waren wir alle erst einmal ziemlich hilflos und verloren. Das von uns ausgewählte Hotel zu finden war total schwierig. Erst nach einer TroTro- Tour durch gefühlt ganz Accra und unzähligen Erkundigungen bei anderen Personen, war es möglich das „Rising Phoenix“ aufzuspüren. Dazu kam die ganze Zeit noch das „Fremd sein“ ( ja wir waren nicht mehr in unserm kleinen, vertrauten, süßen, verschlafenen Togo)

Das Rising Phoenix liegt wunderschön direkt am Strand und ist dazu auch noch echt günstig. Da fiel der etwas heruntergekommene Zustand überhaupt nicht auf. Ganz im Gegenteil, ich fand dieses etwas Verwahrloste machte gerade den Charme des Ortes aus. Neben bekifften Rastas, durchgeknallten Engländern und dem netten Hotelpersonal erholten wir uns also von der anstrengenden Reise. Man muss dazu sagen, dass wir morgens schon um 5:30 an der Grenze standen um wirklich den ganzen Tag in Ghana noch nutzen zu können. Dementsprechend entkräftet kamen wir am Nachmittag im Rising Phoenix an.

Jaqueline, eine Freiwillige unserer Organisation aus Ghana, ist dann im Hotel zu uns gestoßen, weil sie auch gerne mit uns zusammen durch Ghana reisen wollte. Sie entpuppte sich dann als super Reiseführerin und führte uns durch so manche Schwierigkeit. Allein das sie sich einigermaßen gut in Accra auskannte, war für uns schon eine Riesenhilfe. Und so zeigte sie uns gleich mal an unserem ersten Abend in Ghana das Nachtleben Accras.

Die Hauptstadt Ghanas empfand ich als unglaublich anstrengend und laut, aber auch als sehr weltoffen und modern. Lomé ist schon chaotisch und mit keiner europäischen Stadt zu vergleichen, aber leider immer noch nichts im Vergleich zu Accra! Andererseits bot sich uns dort endlich mal wieder die Möglichkeit, sich etwas europäischer, westlicher zu verhalten und zu ernähren. Wenn man seit 6 Monaten in keinem richtigen Geschäft, geschweige denn in einer Mall war, ist das erste Mal wieder etwas ganz besonderes. Wie gesagt ich war nicht der größte Fan Accras, aber für ein paar Tage war es gut auszuhalten.

Ich bin dann ja auch mit den Anderen bereits nach 3 Tagen weiter gereist. Für uns alle war die Richtung klar: Busua Beach! Von diesem Strand hatten wir nur Gutes gehört, vor allem von Lorenz, einem weiteren Freiwilligen des Eine Welt Netzes, den wir noch in Lomé in der ghanaischen Botschaft getroffen hatten. Wir wollten diese Reise ( ungefähr 300km würde ich sagen) in einem Tag bewältigen, was hier in Afrika gar nicht so einfach ist. Da die Straßen in Ghana aber deutlich besser ausgebaut sind, als in Togo, und man sogar asphaltierte Straßen in den kleinsten Dörfern findet ( zumindest im Süden), haben wir das locker geschafft. Natürlich haben wir während der Reise noch einen ausführlichen Zwischenstopp in Cape Coast gemacht, um die erste Sklavenfestung Westafrikas zu besichtigen. Erbaut im 17 Jhd., soweit ich mich richtig erinnere, und in den folgenden Jahrhunderten von Europäischer Großmacht zu europäischer Großmacht weitergereicht, hinterließ dieses Gebäude einen bleibenden, negativen Eindruck bei unserer ganzen Gruppe. Heute schön restauriert, machte es am Anfang keinen so angsteinflößenden Eindruck auf mich, diesen musste ich aber nach der sehr guten Führung wieder revidieren. Es haben sich dort über Jahrhunderte mit die schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte abgespielt. Was mich wirklich positiv überrascht hat war, wie gut diese Erinnerung für die Nachwelt dokumentiert und veranschaulicht wird. Ich habe dort auch das erste Museum hier in Afrika besichtigt.

Nach einem Aufenthalt von ungefähr vier Stunden sind wir dann weiter Richtung Westen und kamen schließlich abends, im Dunkeln, sehr erschöpft und nachdem wir mit gefühlten 30 TroTros gefahren waren, in Busua Beach an. Schnell in ein sehr günstiges Beach Resort eingecheckt (zum Glück hat uns ein alter Engländer, der selber dort Gast war, die Schlüssel ausgehändigt, die Belegschaft war schon zu Hause) und dann ins vllt. 10 Meter entfernte Meer. Eine Runde nachts schwimmen :D Richtig hammer!

Hab dann am nächsten Tag leider direkt meine Gopro im Meer verloren, was meine Stimmung die folgenden Tage deutlich senken ließ. Nichts desto trotz waren die Strände in und um Busua herum, die bisher schönsten und unberührtesten Strände, die ich in meinem Leben je gesehen habe. Ich bin zusammen mit Lukas und Leah während unseres 3 tägigen Aufenthaltes zwei Tage lang surfen gegangen. War richtig nice und hat mir super viel Spaß gemacht. Die anderen haben es auch versucht, hatten dann am zweiten Tag aber keine Lust mehr. Den zweiten Tag haben wir uns unsere Boards ausgeliehen und sind mit einem Amerikaner, der schon seit 22 Jahren in Ghana lebt, und zwei Franzosen, die eine Afrika-Backpack Reise machen und mir wirklich imponiert haben, zu einem richtig schönen Strand gefahren: Cape Three Point. Die Wellen waren unglaublich groß, die Fahrt mit auf geschnallten Boards, auf der Ladefläche eines Pick-Ups sehr ereignisreich und die beiden Franzosen super unterhaltsam. Somit ein echt perfekter Tagesausflug. Sollte ich je wieder nach Ghana kommen, weiß ich jetzt schon was bei meinen Zielen auf keinen Fall fehlen darf :D

Nach den drei Tagen Busua sind wir direkt nach Krokobite, in der Nähe von Accra, gefahren und haben dort unserer fünf tägiges Zwischenseminar besucht. Mir hat es gut gefallen und man konnte sich endlich mit all den anderen Freiwilligen der Region über die erlebten Erfahrungen austauschen. Danach ging es für uns schon wieder zurück nach Togo und nach einem kleinen Stopp aufgrund der Verlängerung unseres Visas für Togo, zurück nach Atakpamé.

Bin also seit ungefähr einem Monat wieder in Atakpamé. Natürlich plane ich noch weitere Reisen, konzentriere mich im Moment aber erst einmal wieder auf meine Arbeit. Vor zwei Wochen war noch ein Deutscher für zwei Wochen bei uns und hat dort neben mir gewohnt. Mit ihm habe ich mich echt gut verstanden und wir haben extrem viel Party in den zwei Wochen gemacht :D So viel zu mehr auf die Arbeit konzentrieren.

Ich hoffe der Bericht ist jetzt nicht allzu lang geworden und ihr habt mit dem Lesen bis hierhin durchgehalten. Ich wünsche euch alles Gute in Deutschland und in fünf Monaten sehen wir uns ja auch schon wieder.

Liebe Grüße,


Darius


Unsere Gruppe in Krokobite während des Zwischenseminars. (v.l.n.r. Lukas, Ich, Ruth, Leah, Kingsley, Alex, Carla, Gifty, Jaqueline, Tobi, Lisa, Henry, Lorenz, Jaqueline, es fehlt Anna)

Ankunft in Ghana! :D

Unser erstes Hotel, das bei Backpackern sehr beliebte "Rising Phoenix". Hat mir persönlich echt gut gefallen, auch wenn im Internet häufig stand, dass dort angeblich geklaut werden soll. Ist uns zum Glück nicht passiert. Direkt am Meer gelegen echt zu empfehlen.

Unser erstes Abendessen auf ghanaischem Boden. Sehr westlich Reis und Spaghetti aus Plastikschalen. Sind danach noch nach Accra City rein. War ein sehr interessanter Abend.

Das beeindruckende und Angst einflößende "Cape Coast Castle". Hier begann der Sklavenhandel aus Westafrika. Heute ein Museum.

Die "Door of No Return". Ziemlich bedrückend, wenn man in unserer heutigen durch diese hindurch schreitet und weiß die Sklaven vor 300 Jahren sind nie wieder in ihre Heimat zurück gekehrt :(

Busua Beach: Schöner Strand, der auch fast die ganze Zeit über menschenleer war. Habe dort sehr cool mit ein paar kleinen Kindern gekickt.

Meine ersten Schritte beim Wellenreiten. Windsurfen konnte ich zwar schon ein bisschen, aber das ist ja nochmal etwas ganz anderes.

DER Strand auf unserer Reise. Boards aufs Dach eines Pick-Ups und dann nichts wie hin dort, war die Devise für uns.

Unser chiller Freund aus den USA. Dwade.

Unser "Cape Three Point Team"! War einfach ein geiler Tag. Wie es war mit Leuten aus vier unterschiedlichen Ländern (Deutschland, Amerika, Frankreich und Bulgarien) an so einem Traumstrand surfen zu gehen, werde ich wohl nie vergessen :D

Die traumhafte Lodge am Cape Three Point. Auf jeden Fall als Hotel total empfehlenswert, auch wenn wir selber nicht dort übernachtet haben.

Leider hatte ich nach dem Surfen eine Wunde an der Stirn, weil mich das Surfbrett dort komplett erwischt hat.