Hi zusammen,
nach langer Zeit komme ich mal wieder dazu einen kleinen Beitrag zu verfassen und euch auf den neusten Stand meines Jahres, hier in Togo zu bringen. Mir geht es hier richtig gut und seit unserer Reise nach Lomé ist auch nicht mehr viel wirklich aufregendes passiert. Deswegen werde ich in diesem Post ein bisschen etwas über die Arbeit schreiben, die wir hier eigentlich machen:
Also es gibt ziemlich viele unterschiedliche Bereiche, in denen Anna, Carla, Lukas und ich hier tätig sind. Der Umfassendste ist für mich zur Zeit die Schule, da ich dort mit Anna zusammen drei Mal morgens und ein Mal nachmittags arbeite. Wir begleiten hauptsächlich den Deutschlehrer bei seinem Unterricht, konnten aber vorher mit der Schulleitung auch noch einige andere Fächer abklären, in denen wir mithelfen dürfen. Und so helfe ich noch im Englischunterricht, Anna im Mathematikunterricht und wir beide zusammen begleiten auch manchmal noch die Sportkurse. Das ist besonders cool, weil der Sportlehrer gleichzeitig auch der Gastvater von Lukas ist und wir somit einen sehr guten Kontakt zueinander haben. Aber wie gesagt hauptsächlich helfen wir in den einzelnen Deutschkursen. Dort fühle ich mich auch bei weitem am sinnvollsten aufgehoben, denn der Leher spricht zwar für einen Togolesen sehr gutes Deutsch, hat aber leider noch nie Togo verlassen und deswegen schleichen sich doch öfters noch Fehler ein. Der Leher, Herr Toro, ist sehr kooperativ, sodass wir jede Woche auch unsere eigenen Ideen mit einbringen und so den Unterricht richtig gut nach unseren eigenen Vorstellungen gestalten können. Manchmal ist dies für uns allerdings auch sehr schwierig, weil der Unterricht hier so abläuft, dass kann man sich in Deutschland überhaupt nicht vorstellen. Es ist der totale Frontalunterricht, die Schüler haben große Probleme sich selbst etwas auszudenken und frei zu schreiben. Die Lehrinhalte werden abgeschrieben und solange auswendig gelernt, bis man den Test schreibt. Wirklich verstanden werden diese Sachen daher leider nur selten. Ein anderes Thema ist die Bestrafung der Schüler. Ich habe den Eindruck, dass es auch den nettesten Lehrern unheimlich viel Spaß macht. ihre Schüler zu bestrafen. Und diese akzeptieren dies auch kommentarlos. Obwohl das Schlagen in der Schule eigentlich abgeschafft wurde, habe ich schon viele Lehrer mitbekommen die ihre Schüler geschlagen haben. Ich war erst entsetzt, aber nach jetzt ungefähr vier Monaten, in denen ich selbst schon einige Male vor einer Klasse von mehr als 60 Schülern gestanden habe, kann ich auch nachvollziehen, wie schwer es ist sich durchzusetzen. Und so etwas wie mündliche Mitarbeit oder mündliche Noten gibt es nicht. Da wählen viele Lehrer leider noch die Prügelstrafe. Herr Toro macht so etwas zum Glück nicht. Er lässt die Schüler allerdings vorne vor der Tafel knien. Manchmal auch für eine Viertelstunde. Aber eigentlich nimmt er die Störungen meistens mit Humor und malt den Störenfried mit Kreide an. Das klingt jetzt komisch, aber sträuben sich mehr gegen das Anmalen als gegen die Schläge. Montags nachmittags haben Anna und ich jetzt auch einen Deutschclub in der Schule angefangen. Auf Initiative von Herrn Toro, läuft dieser sehr professionell und erstaunlich gut. Alle sind motiviert und im Moment hilft uns sogar noch ein Student aus Lomé.
Die Alphabetisierung in den Dörfern ( im Voraus als unsere Hauptaufgabe beschrieben) läuft leider überhaupt nicht. Eigentlich sollten wir zwei Mal die Woche, in zwei unterschiedlichen Dörfern, den Frauen beim Französisch lernen helfen. Da aber gerade Erntezeit in Togo ist, befinden sich alle Frauen auf dem Feld. Wir arbeiten also im Prinzip gar nicht für die Organisation, für die wir nach Atakpamé gekommen sind. Dienstags gehen wir stattdessen neuerdings mit den anderen in ein Waisenhaus. Die Arbeit dort gefällt mir richtig gut, weil man dort wirklich das Gefühl hat gebraucht zu werden. Es gibt unendlich viele Aufgaben, die erledigt werden müssen wie z. B.: Kinder füttern, waschen und frisieren, im Garten arbeiten oder eine Mauer zu bauen. Die zwei Mal, die ich bis jetzt dort war, habe ich wirklich genossen.
Ein weiteres Projekt, welches jetzt funktioniert, ist das Projekt in dem Gefängnis von Atakpamé. Einmal die Woche haben vier Freiwillige die Möglichkeit ins Gefängnis hinein zu gehen, um dort mit dem lokalen "Club juridique" über verschiedene Themen zu diskutieren. Ich war bis jetzt zwei Mal dabei und es ist wirklich erschreckend, wie schlecht die Haftbedingungen doch sind. 200 Personen leben auf engstem Raum zusammen und bekommen vom Staat nur das nötigste um zu überleben. Seife muss sich z. B. jeder Häftling selber kaufen. Leider geht das kaum, da die Insassen keine Möglichkeit zum Geld verdienen haben. Hier gibt es also noch eine Menge zu tun für uns!
Ich hoffe, die kleinen Einblicke in meine Arbeit haben euch gefallen und es geht euch gut. Nächste Woche versuche ich wieder etwas zu posten.
Bis bald,
Darius